28.7.2007 Frachtschiffreise MV Värmland Hamburg Riga August 2007″ %>
Frachtschiffreise von Hamburg nach Riga, Bremerhaven zurück nach Hamburg
mit meinem lieben Freund Wolfganski auf der MV Värmland
28.7.2007-4.8.2007
Eine tolle Reise mit einem schönen Schiff und einer herzlichen Crew.
Unterwegs mit der kleinen Canon 5D und diversen Objektiven.
Ein paar Dinge zu Frachtschffreisen aus meiner Sicht: Bei dieser sicher etwas anderen Art des Reisens bekommt man einen hautnahen Eindruck von der Berufsschifffahrt. Wer Technik und Seefahrt mag, ist hier genau richtig. Auf der anderen Seite ist es eine wunderbare Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Keine Disco, Kommunikationsstress und Image-Wettrennen mit anderen Zeitgenossen. Man hat so viel Zeit wie es der Tag her gibt. Die Mahlzeiten sind eigentlich der einzige regulierende Aspekt. Ansonsten: Mal auf dem Peildeck sonnen, ein Spaziergang zum Vorschiff, ein Umtrunk in der Messe, BBQ auf dem Achterdeck, Beobachten auf der Brücke, Lotsen beim Dönekeserzählen zuhören, beim Anlegen dem Kapitän alles Gute wünschen, mit dem Fernglas Schifferaten spielen, den Nachmittag durchpennen, Ausschau nach Robben halten, Maschine bestaunen, mal am Autopiloten rumspielen (verboten !), Radarbilder interpretieren lernen, zollfrei eingekauftes Bier verzehren, Lotsen beim steuern zuschauen, den Mondaufgang bewundern, Wellenhöhe schätzen, warten das man seekrank wird (wird man nicht), auf den nächsten Hafen freuen, Wetterkarten lesen lernen, die Leute auf den vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffen bemitleiden, Leuchtfeuer identifizieren, den Matrosen beim Festmachen zuschauen, aufs Bettchen schmeissen und ein bisschen dösen… Herrlich! So eine Reise kostet immer so zwischen 90 und 100€ pro Tag. Allerdings wird der Geldbeutel während der Reise komplett geschont. Ich habe in der Woche 15€ ausgegeben und gut gelebt. Wer noch nie mit dem Frachtschiff unterwegs war, sollte vor einer mehrwöchigen Tour unbedingt eine 7 Tagesreise auf einem kleineren Schiff machen um zu schnuppern. Da bieten sich die Feeder (Containerschiffe um die 130m) an, die fahren von Hamburg in die Ostsee, Finnland, St. Petersburg, baltische Staaten und Polen oder von Rotterdam nach UK oder Irland und Atlantikküste. Als nächste Reise kann man dann längere Touren anstreben, Amerika, Mittelmeer, Afrika. Da werden dann auch größere Schiffe eingesetzt, meist Containerschiffe um die 250m. Es ist zu empfehlen, eine Kabine mit unverstellbaren Blick nach draussen zu buchen. Es ist einfach schön raus zu schauen. Manchmal ist der Schornstein davor, beim Buchen nachfragen. Es gilt im allgemeinen, je höher die Kabine im Aufbau liegt, desto besser. Gegessen wird meist in der Offiziersmesse. Wie das Essen ist hängt vom Koch ab. Wie immer 🙂 Bei einer längeren Reise ist es um so schöner, je mehr Häfen angelaufen werden (meine Meinung). Man kann zwar nicht in jedem Hafen von Bord, aber die Ansteuerung, das Anlegen, die Ladegeschäfte sind richtig interessant. Auf dem Schiff gibt es laute und leise Plätze. Meist ist die Maschine deutlich zu spüren. Draussen entlüften recht laute Ventilatoren die Maschinenräume. Ein Frachtschiff ist eben keine AIDA xy, aber man gewöhnt sich ganz schnell daran und dann ist alles prima. Auf dem Vorschiff ist es immer herrlich leise. Nur die Bugwelle rauscht dahin. Ich nehme immer ein Fernglas mit. Das ist goldwert. Kein Billigteil bitte. Um die 100€ sollte man anelgen. Ich habe ein Eschenbach 8×30 Ww. Ideal! Es empfiehlt sich auch ein Sitzkissen mitzunehmen, oder ein Klappstühlchen. So hat man auch auf dem Vorschiff bequemstes Wellengucken. An Frachtschiffreisen kommt man am besten über das Internet. Einfach danach suchen. Ich habe bis jetzt bei www.zylmann.de und bei www.hamburgsued-frachtschiffreisen.de/ gebucht. Und es gibt verbreitet die Meinung, sowas könnte langweilig werden. Stimmt nicht. Die Zeit fließt dahin. Man schläft wie ein Murmeltier und hat Appetit wie ein… Lotse 🙂 Allerdings ist die Art zu Reisen zum Sightseeing weniger geeignet. Der Schwerpunkt liegt bei der Seefahrt. Ach ja, man kann so eine Reise sehr gut auch allein machen. Es gibt immer nette Menschen an Bord. |
Die Värmland ist ein Containerschiff, 133m lang und 2003 gebaut. Ein schicker Feeder. 17 Knoten schnell und hervorragend in Schuß.
Am Samstag um 18 Uhr ist Einschiffen am Eurokai. Hier wird das Schiff für Riga beladen.
Von der Brücke aus ist die Sicht auf das Treiben hervorragend
Die Asir aus Saudi Arabien legt an. Sie ist 277m lang und hat schon einige Reisen hinter sich.
Wolfganski ist Co-Pilot auf der Reise
Wir werden mit 2 Brücken ent- und beladen
Wir legen um 4 Uhr am Sonntag morgen ab.
Auf dem Wackelbrummschiff sind Nachtaufnahmen nicht einfach
Der Hafenlotse tauscht mit dem Elblotsen
Blankenese um halb fünf
herrlich…
Der Wulstbug
Das Kraftwerk Wedel
Haseldorfer Marsch
vor Bützfleth wird es heller
und nun wieder in die Koje
Um 20 nach 8 geht es in die Brunsbütteler Schleuse.
Die Festmacher
So viel Schiffsverkehr habe ich noch nicht gesehen… Auch die
Lotsen sagen, dass der Schiffsverkehr in den letzten Jahren
enorm zugenommen hat.
Die Bugsier 12 zieht die Nobleza in das Becken.
Die Bugsier 15 hängt hinten dran und wird das Schiff durch den
ganzen Kanal begleiten
Die Nobleza, ein 164m langer Autotransporter. Nicht schön, aber schwimmt.
Festmachen
Die Bugsier 12 ist raus und die 15 schlüft mit in das Becken.
Das Tor geht gerade noch so zu…
bisschen drücken, dann gehts
Links unser Kapitän, rechts der Kanallotse für den ersten Teil des Kanals
Die Madzy, ein Schwede. Sehr schöner klassischer Frachter. 143m lang, 1976 gebaut
Wir verlassen die Schleuse Richtung Kiel.
und freuen uns auf dem Peildeck. Da können wir nur rumspringen, wenn
die
Radargeräte ausgeschaltet sind. Wir möchten ja noch Babies
bekommen… ähh
Das Vorschiff. Hier mit Dach, das soll die Container vor
Wellenschlag schützen und dient auch der
Aerodynamic. Die Spoilerform soll einen halben Knoten bringen. (kein
Scherz)
von vorne
Auf der Hälfte des Kanals tauschen die Lotsen
Der Raddampfer Freya grüßt das Kreuzfahrtschiff „Black Watch“ 205m lang.
Unser Verfolgerin die „Laura Ann“ kommt um die Ecke… Sie ist genauso groß
wie unsere Värmland.
Ich finden den Antrich richtig schick.
Ich sag doch, ein Fernglas gehört dazu.
Unser Lotse nach Kiel
Achtung: Kunst
nochmal
Ankunft in Kiel Holtenau nach genau 8 Stunden und 99 km Kanalfahrt.
Mit dem wisschenschaftlichen Taschenrechner kann man nun die
Durchnittsgeschwindigkeit ausrechnen.
Na? Wer schafft es?
Da hinten ist die Ostsee.
Mit dem Schiffchen nochmal Gassigehen
Die arme Bugsier 15 muss nun den ganzen Weg wieder zurück zur Elbe… Aber erstmal in die Bremse!
Auch die Freya ist angekommen
Nun geht es raus auf die Ostsee. Den Lotsen geben wir am Kiel Leuchttum ab.
Mit der Sonne im Rücken nach Riga
Auf der Ostsee
Die Hauptmaschine. 7200 KW. Der Motor dreht immer mit konstanter
Drehzahl, so 170 U/min. Der Schub wird
durch Verstellung der Propellerblätter geregelt.
8 Zylinder. Hergestellt bei MaK Kiel.
Links die Ersatzpleuelstange. Wenn die nicht passt, nimmt man dann
die rechte.
Der untere Teil der Maschine. Im Maschinenraum ist es SEHR laut.
Ohne Gehörschutz nicht zu ertragen.
Das ist ohne Gehörschutz zu ertragen
meine Kabine. „Owners Cabin“ Man gönnt sich… usw.
wunderbaaar…
isser nicht niedlich
Überraschend gab es ein Barbeque.
Die Fillipinos sind sooo nett. Lustig ohne Ende und
haben einen Volkssport: Karaoke!
Rechts ist Cookie. Unser Koch. Seit 7 Monaten an Bord. 2 Monate geht
sein Vertrag noch.
Er kann ein Wort Deutsch, aber das perfekt: „Wunderbaaaar!“
Rückkehr von der Containerinspektion…
tja
Liveübertragung nach Manila
🙂
Am Dienstag Morgen Ankunft in Riga, der Hauptstadt von Lettland
Ruckzuck beginnt die Entladung. Die Värmland kann bis zu 750 20 Fuß
Container mitnehmen. Das größte Containerschiff der Welt allerdings
bis zu 11.000 Stück. Naja, in meinen Golf passt noch nicht mal
einer…
Das Schiff an der Pier.
Es geht an Land und dann ins Städtchen.
Unser Kapitän kommt mit. Zum Terminal Tor sind es gut 3km zu laufen.
Aber wir sind ja jung
Riga hat ein sehr schönen Stadtkern.
Ein junger Bursche hat im Vorbeigehen mit seiner Hand vor ihren
Augen gewedelt,
worauf die Dame erschrak…
Wo ist nur mein Kran geblieben?
Vom Peildeck kann man dem Kranfahrer seine Seile festhalten
Das ist die Fabrik, in der die lettischen Büstenhalter hergestellt
werden.
Schöne neue Schlepper haben die Letten da
Ein richtig großer Eisbrecher. Deutlich am schrägen Bug zu erkennen.
Der rutscht auf die Eisplatten und
zerbricht sie durch das Gewicht des Schiffes
Auch dieses Schiff hat eine Blackbox wie die Flugzeuge auch.
Rundblick vom Peildeck
Die letzten Container…
Die elekronische Seekarte.
Unser Standort ist der schwarze Kreis unten
kurz vorm Ablegen
Good bye Riga
Der Seetag: SONNE
Keine Wolkanskis
Das Herauslehnen während der Fahrt ist nicht gestattet.
Ein bisschen Manhatten an Bord
die alten Männer und das Meer …
Nachts muß man höllisch aufpassen. Trotz Radar, Elektronik und AIS
Zeugs… Mitdenken und Aufmerksamkeit ist Pflicht.
Links die Seekarte. Wir sind zwischen Südschweden und Bornholm,
rechts das Radar mit den Schiffen in der Nähe. Der weiße Kreis
oben rechts sind wir. Wir fahren nach Südwesten.
Morgens kommen wir dann wieder in die Kieler Förde
Unser Kapitän
mit unserem „Chief“. Das ist der Chef der Maschine,
Der Lotse kommt
und schnackt die Manöver durch. Es geht ja wieder in die Schleuse.
Die Förde
Wir nehmen das nördliche Becken und folgen der Baltic Swan
Schleusenmanöver sind immer prickelig. Man darf weder die
Schleusenwände einrammeln, noch die Tore im
geschlossenen Zustand durchfahren noch dem Vordermann ins Heck
semmeln. Deshalb muss man schön aufpassen!
Hat mal wieder geklappt!
Der Zylinder zeigt, dass wir ein tiefgangbehindertes Schiff sind.
Der Kanallotse für den östlichen Teil
Natürlich, die Freya ist wieder dabei.
Wolfganski mit dem Sextanten, oder heißt es „den“?
Nicht nur Wedel hat eine Schiffsbegrüßungsanlage
Die Eisenbahnbrücke bei Rendsburg. Beeindruckende Architektur.
Das Kanalufer hat was von einem kleinen Film
Warten bis der Gegenverkehr vorbei ist
Die elektronische Seekarte
Im zweiten Programm gibt es „Die Schleuse bei Brunsbüttel“
Im Ersten „Freie Fahrt ins Wochenend“
🙂
So, das Tor ist auf, nun sind wir wieder in der Nordsee, also fast. Ein Stückchen Elbe, aber dann.
Links gehts nach Hamburg, rechts auf die offene See…
Vor Cuxhaven
Der Elblotse
An der Bake von Cuxhaven vorbei in die Dämmerung nach Bremerhaven
Der Weserlotse. Der Netteste von den 17 Lotsen die wir auf der kurzen Reise an Bord hatten.
Konzentration. Wir haben überschlagen dass er ca. 1200 Schiffe in
seinem Revier gelotst hat.
Er ist mit 6 Jahren noch recht frisch dabei. Also 6 Jahre Dienst.
Die „Evelyn Maersk“. Mit ihren 3 Schwesterschiffen Eleonora, Emma
und Estelle das größte Containerschiff der Welt.
Wahnsinn. 11.000 Container. 398m lang. 53m länger als die Queen Mary
2
Es gab Konstruktionsprobleme mit der Antriebswelle (Welle zwischen
Motor und Schraube). Die Welle ist 180m! lang und hat sich beim
Anlassen der
Maschine um ganz 30° verwunden. Unglaublich!
Containerschiffgrößen von / bis
Vor uns ein Feeder von unserer Größe, ca. 130m. Dahinter ein großes
Containerschiff, ca. 250m lang. Dahinter der Riese mit 398m.
Zurück in der Elbe
Wir müßen 9 Stunden ankern, da der Hafen in Hamburg komplett voll ist.
Ein herrliches Ankern. Super Wetter
Wenn man auf Reede liegt, fotografiert man auch schon mal was doppelt…
Um viertel vor eins am Samstag Morgen sind wir nach 7 Tagen Seereise
wieder in Hamburg.
Es war eine tolle Reise mit meinem lieben Wolfganski.
Viele Grüße an
Herrn Komrowski, eine prima Crew haben Sie da und ein schönes
Schiff.
Das war’s.